Institut Lerntherapie Franken

Typische Fallgeschichte eines Legasthenikers

Tobias, 10 Jahre geht in die 4. Klasse der örtlichen Grundschule. Er ist der Jüngste von drei Geschwistern. Beim Lesen und Schreiben hat er massive Probleme. Die Schrift ist teilweise kaum zu entziffern.

Tobias war vor der Einschulung ein vielseitig interessiertes Kind und hat sich auf die Schule gefreut. Die Uhrzeit konnte er von der Zeigeruhr noch nicht ablesen, auch rechts und links nicht unterscheiden. Den Eltern fiel immer wieder auf, wie sensibel und feinfühlig er Stimmungen in der Familie und der Geschwister wahrnahm. Auch konnte man nichts vor ihm verstecken, er bekam “alles mit“ und verfügte über eine ausgeprägte visuelle Wahrnehmung. Zum Spielen brauchte er nicht unbedingt ausdrucksstarke Spielzeuge: ein Holzklotz, den er versunken durch einen Sandhaufen schob, zeigte, dass er gedanklich eine komplexe Welt vor sich erschaffen hatte, in der er selbst integriert und glücklich war.

Der Kontakt zur Lehrerin der 1. und 2. Klasse war vertrauensvoll und sehr gut, im Gegensatz zu der Lehrerin der 3.und 4. Klasse. Tobias fühlt sich wegen der schlechten Leistungen abgelehnt und zurückgesetzt. Er träumt in den Stunden. Hatte die Lehrerin der 1. und 2. Klasse noch gemeint, die “Probleme würden sich schon auswachsen“ heißt es jetzt immer wieder, er müsse üben, üben, üben...! Vor Nachschriften und Diktaten ist er sehr angespannt und zeigt erste vegetative Stresssymptome: Bauchschmerzen, feuchte Hände...! Zunächst hilft das Üben tatsächlich, dann aber scheinen die vielen Wiederholungen eher das Gegenteil zu bewirken, durch Anspannung und Stress steigt die Fehlerquote deutlich an. Es sind auch nicht die gleichen Fehler - bestimmte Wörter erscheinen in allen möglichen Schreibvarianten.

Auch in den anderen Fächern sind die Leistungen schlechter geworden. War Mathematik zunächst sein stärkstes Fach, so ist die letzte Zeugnisnote wegen der Probleme bei den Textaufgaben und häufiger Unaufmerksamkeit im Unterricht auf "ausreichend" abgesunken. Nur in Sport und Kunst gibt es herausragende Noten. Während die älteren Geschwister das Gymnasium besuchen, kommt für Tobias nur der Übertritt in die Hauptschule infrage. An den Hausaufgaben sitzt Tobias in der Regel mehrere Stunden. Obwohl er nicht in seinem Zimmer die Aufgaben erledigt, sondern am Küchentisch sitzt, driften seine Gedanken immer wieder ab. Die Mutter berichtet von viel Streit wegen der Hausaufgaben.

Es fällt nicht schwer zu erkennen, dass er in den "Teufelskreis der Lernstörungen" geraten ist und darunter sehr leidet. Die schlechten Noten verändern sein Selbstbild, er zweifelt an seinen Fähigkeiten. Die Wiederholung der 4. Klasse und der Einsatz von Nachhilfestunden werden erwogen, doch können damit die Wurzeln der Probleme erreicht werden?

Tobias und seine Eltern entscheiden sich für eine intensive Lerntherapie. Er erlernt die Orientierungstechnik, die es ihm ermöglich seine Aufmerksamkeit zu lenken, sich willentlich zu konzentrieren. Dadurch kann er den Stoff der Schulstunden viel besser und genauer aufnehmen und seine Hausaufgaben zügig und selbstständig erledigen. Er hat verstanden, dass das schulische Lernen allein in seiner Verantwortung liegt. Auch hat er Techniken erlernt, seine besonderen Fähigkeiten des bildhaften Denken und Speicherns für die Schreibung von Wörtern zu einzusetzen. So gibt es erste Erfolge, die ihn wiederum stärken und seinen Einsatz und Zielstrebigkeit erhöhen.

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