Institut Lerntherapie Franken

So sieht die Praxis aus

Auf der mentalen Ebene äußert sich die Legasthenie als Wahrnehmungsverwirrung. Die Folge sind Lese-, Schreib- und Sprachschwierigkeiten. Den Verwirrungsmoment zu erkennen und selbst aufzulösen lernt der Klient im intensiven Beratungsprozess. Schon während der ersten Sitzungen wird diese mentale Technik, das “Orientierungs-Verfahren” in diversen Kontexten trainiert. Meist führt das allein schon überraschend schnell zu einer ganz anderen Wahrnehmung - eben zu einer neuen Orientierung.

Doch damit ist der Grund, der diese Verwirrung (Desorientierung) auslöste, noch nicht beseitigt. Die Auslöser der Verwirrung sind so zahlreich und individuell wie der Mensch selbst. Mit der Einführung der “Symbolbeherrschung” wird dem Klienten ermöglicht, sie in seinem Alltag, in der Schule und im Beruf in den Griff zu bekommen und zu neutralisieren.

Selbstverantwortung steht an erster Stelle. Nachdem der Klient also gelernt hat, diese Signale zu identifizieren, lernt er mit seinen eigenen Auslösern der Desorientierung umzugehen, seien es Buchstaben, Wörter, Geräusche, Beleuchtungsveränderungen oder gar Bewegungen.

Die Welt der Wörter erschaffen

Sie lesen diesen Text, weil Sie begreifen wollen, wie wir Legasthenikern mit unseren Ansätzen helfen. “Begreifen” heißt, etwas verstehen, Gründe und Fakten erkennen. Im Wort selbst steckt aber - wie auch in “erfassen” - die Arbeit der Hände, also “sinnliche” Vorgänge.

Wer in Bildern, also räumlich-plastisch denkt, kann kaum Bilder von abstrakten Wörtern “begreifen”. Die Begegnung mit solchen Wörtern lässt die Informationsverarbeitung im Gehirn ins Stocken kommen. Verwirrung tritt ein. Frust und Fehler entstehen. Die meist kleinen Wörter (z.B. der, weil, dass, das), die wir Auslösewörter nennen, sind nicht “begreifbar”. Wir müssen uns ein plastisches Bild von ihnen machen.
Übrigens: 40 - 50 % aller deutschen Texte bestehen aus diesen kleinen Wörtern. Nehmen wir als Beispiel die zwei Wörtchen das und dass (immerhin 9 % aller Rechtschreibfehler werden damit gemacht).
Können Sie sich ein Bild davon machen? Nicht indem Sie sich die Buchstaben d - a - s vorstellen, sondern ein Sinnbild. Vielleicht fallen Ihnen grammatische Kategorien ein: Artikel - Relativpronomen Demonstrativpronomen - Nominativ - neutral/ Konjunktion. Führt diese Etikettierung zu mehr Klarheit oder zu mehr Verwirrung? Was tun? Knetmasse ist unser Arbeitsinstrument. Daraus formt der Klient ein Modell, das die Bedeutung eines Auslösewortes darstellt. Aus dem Plastilin erfolgt - über die Psychomotorik - der Übergang vom räumlichen Denken zum Erfassen des Abstrakten. Aussehen, Name und Bedeutung verschmelzen zu einem Ganzen. Wir lernen die Symbole beherrschen (Symbolbeherrschung). Für uns ist nicht in erster Linie Grammatik die Lösung. Wir arbeiten mit der Semantik, der Bedeutung der Wörter, damit ein Bild entsteht. Typische “Lega-Wörter” werden - Wort für Wort - gemeistert.

Rechenprobleme

Mathematik-Programme

Bei Rechenschwierigkeiten (Dyskalkulie) bieten wir verschiedene Programme zur Überwindung der Probleme an. Zuerst finden wir gemeinsam mit dem Klienten heraus, was bisher gut war und verstanden wurde. Daraufhin gehen wir zurück bis zu dem Punkt, wo das erste Fehlverständnis beim Erfassen eines wichtigen Grundkonzepts der Mathematik, z.B.: bei Identität, Gleichheit, Ursache – Wirkung, Abfolge, Ordnung, Zeit, etc. entstand. Ist es geschafft, gehen wir wieder vorwärts, zu den einzelnen mathematischen Funktionen. Wir machen sie plastisch begreifbar, wie in der vorhin geschilderten Symbolbeherrschungstechnik. Dieses Programm dauert in der Regel 3 Tage, kann aber auch kürzer strukturiert werden.

ADHS Aufmerksamkeits-Steuerungs-Syndrom mit oder ohne Hyperaktivität

ADS - übersetzt Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom- und ADHS Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom in Verbindung mit Hyperaktivität - tritt verstärkt bei Jugendlichen und Kindern auf. Lange wurde die Problematik als bloße Verhaltensstörung abgetan, heute gibt es hochwirksame Therapien, die auch den Einsatz von Methylphenidat (Ritalin, Medikinet ...) überflüssig machen.

Woran erkennt man ADS bei Kindern und Jugendlichen?

Sie lassen sich leicht ablenken. Personen mit ADS beobachten ständig ihre Umgebung. Sie bemerken alles, was um sie herum passiert, insbesondere registrieren sie Veränderungen oder schnell wechselnde Dinge.

Sie haben kurze, aber außerordentlich intensive Aufmerksamkeitsspannen. Merkwürdigerweise lässt sich diese Eigenart nicht in den üblichen Maßeinheiten Minuten oder Stunden definieren. Einige Aufgaben langweilen die ADS-Kinder und Jugendlichen bereits nach 30 Sekunden, andere aber können ihre gespannte Aufmerksamkeit für Stunden und länger aufrecht erhalten.

Sie sind unorganisiert und treffen Entscheidungen impulsiv. ADS-Kinder und Jugendliche sind sehr oft chronisch unorganisiert. In ihren Zimmern herrscht heilloses Durcheinander, ihre Schreibtische, Schultaschen und Arbeitsmaterialien sehen chaotisch aus. Impulsivität bedeutet das Handeln vor dem Nachdenken. Rechtschreibprobleme sind dadurch nahezu vorprogrammiert, denn unsere Sprache kann nur sehr bedingt nach Klang geschrieben werden.

Sie haben oft Probleme, den Unterschied zwischen gedanklichen Welten und der Wirklichkeit zu erkennen. In Gedanken hat es keine Konsequenz, etwas Unschönes, Verletzendes oder Gefährliches zu tun, in der Wirklichkeit natürlich schon! Diese Kinder haben in Gruppen oft Probleme oder keine wirklichen Freunde, weil ihre soziale Wahrnehmung häufig verzerrt und dadurch fehlerhaft ist.

Insbesondere Menschen mit ADHS haben phasenweise ein verzerrtes Zeitgefühl. Die meisten Nicht-ADHSler erleben Zeit in einem ziemlich gleichmäßigen linearen Fluss. Dagegen haben AD(H)S - Menschen ein übertriebenes Dringlichkeitsgefühl, wenn sie sich engagiert einer Sache annehmen, und erleben unerträgliche Langeweile, wenn sie meinen, nichts zu tun zu haben. In solchen Phasen wird der Körper stark aktiviert, was sich durch innere Unruhe, Zappeln und überflüssige Motorik zeigt (Zappelphillip).

Sie haben Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen. Das Problem gilt seit langem als Nebeneffekt der Eigenschaft, dass ADS-Menschen sich nicht auf etwas konzentrieren können, das sie für langweilig oder unwichtig erachten. Während ihnen Aufgaben erklärt werden, nehmen sie weiterhin ständig ihre Umgebung wahr, beobachten andere Sachen und sind ganz allgemein nicht bei der Sache. Sie haben vor allem deshalb Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen, weil sie diese einfach nicht richtig mitbekommen und verstanden haben.

AD(H)S - Menschen sind häufig Bilddenker. Jeder Mensch denkt sowohl in Bildern als auch der Sprache. Etwa 12 - 15 % der Bevölkerung verfügen jedoch über besondere Fähigkeiten, sich mittels innerer Bilder Dinge genau vorstellen und von allen Seiten betrachten zu können und auch zu speichern. Diese Fähigkeit wird jedoch nur selten als persönliche Lernressource eingesetzt, da in den Schulen und Elternhäuser überwiegend sprachlich gestützte Lernmethoden vermittelt werden.

Sie sind schnell enttäuscht und ungeduldig. Aufgrund der schnellen Auffassungsgabe und hohen Impulsivität entsteht bei Gruppenentscheidungsprozessen oft Frust und Enttäuschung, weil andere längere Zeit für einen solchen Prozess brauchen. Auch fällt es AD(H)S- Kindern und Jugendlichen in Diskussion oft schwer sich auszudrücken, weil das Sprechen gegenüber dem (Bild)denken so dramatisch viel langsamer ist, dass oft der zweite Teil eines Satzes wegen der vielen nachfolgenden Ideen und Bildern vergessen wird.

Handelt es sich wirklich um AD(H)S ?

Die Richtlinien des DSM III-R der American Psychiatric Association definieren, dass es sich um AD(H)S handele, wenn mindestens acht der folgenden Beschreibungen zutreffen. Die nachfolgenden Kriterien ersetzen natürlich keine genaue Diagnose, können aber als Richtschnur gebraucht werden.

Ein Mensch mit AD(H)S:

  • kann nur schwer sitzen bleiben, wenn dies von ihm verlangt wird 
  • wird leicht durch externe Reize abgelenkt 
  • hat Schwierigkeiten, bei Aufgaben oder Spielen länger aufmerksam zu sein 
  • wechselt häufig von einer nicht beendeten Aktivität zu einer anderen 
  • zappelt viel herum, sitzt sehr unruhig oder verspürt starke innere Unruhe 
  • kann oder will in Gruppensituationen kaum warten, bis er an der Reihe ist 
  • platzt oft mit der Antwort heraus, bevor die Frage vollständig gestellt wurde 
  • hat Schwierigkeiten, Aufträge anderer vollständig auszuführen 
  • kann nur schwer ruhig spielen 
  • unternimmt oft ohne Rücksicht auf mögliche Folgen körperlich gefährliche Aktivitäten (aber nicht aus Abenteuerlust, sondern eher wie das Kind, das auf die Straße rennt, ohne vorher zu schauen). 
  • verliert häufig Gegenstände, die er für Aufgaben und Aktivitäten benötigt 
  • unterbricht oft andere oder drängt sich dazwischen 
  • redet häufig übermäßig viel 
  • scheint bei Berichten anderer oft nicht zuzuhören, wenn sie mit ihm sprechen

Medikamentöse Therapie

Unsere Gehirnaktivität wird von einer Reihe chemischer Substanzen (Neurotransmittern) gesteuert und geregelt, die durch die Einnahme von Methylphenidat (Ritalin, Medikinet ...) und anderen Stimulanzien beeinflusst werden. Die wichtigsten Neurotransmitter sind Dopamin, Noradrenalin und Serotonin, sowie deren chemische Vorstufen und Abbauprodukte. Eine höhere Verfügbarkeit dieser drei Neurotransmitter beeinflusst u.a. die Frontallappen des Gehirns, wo die Fähigkeit sitzt, von einem durch Aufmerksamkeit gelenkten Zustand in einen für alles offenen Zustand umzuschalten. Sie beeinflusst auch den basalen Teil des Gehirns, der unser Zeitgefühl kontrolliert.
Sicherlich gibt es bei schwerem ADS Situationen, in denen die Verschreibung von Metylphenidat als vorübergehende Hilfe notwendig ist, aber eine Therapie, die auf der Eigensteuerung basiert, wird nicht ersetzt. Erst in den letzten Jahren wurde deutlich, dass es sehr viele ADSler im Erwachsenenalter gibt, die unter den Beschwerden leiden. Da therapeutisch nicht daran gearbeitet wurde, verlagern sich die Probleme in das Erwachsenenalter und werden durch andere, oft unzutreffende Diagnosen überlagert.

AD(H)S im Familiensystem

Für Familien ist der Umgang mit AD(H)S Kindern und Jugendlichen nicht einfach und oft sehr nervenzehrend. Streitereien um Kleinigkeiten gehören ebenso zur Tagesordnung, wie Überschreitung zu offen und weit gesteckter Grenzen. Hier zeigt sich die für ADHS-Kinder kennzeichnende große und ausgeprägte Phantasie, die Fähigkeit sich Dinge so genau vorstellen zu könen, das der Unterschied zur physischen Wahrheit verfließt. Diese Fähigkeit, wir nennen sie die Fähigkeit zur Desorientierung durch bildhaftes Denken, birgt viele Talente aber auch große Gefahren. Ein Bilddenker, der seine Phantasie zur Unterhaltung verwendet, erlebt Tagträume oder “wache Träume“ genauso lebhaft wie die Realität. In dieser Phantasiewelt existiert jedoch keine Konsequenz: Alles passiert einfach so und das Kind kann es nach Lust und Laune einfach geschehen lassen. Normalerweise ist nichts die Folge, es gibt keine Konsequenz dieser Phantasiewelten. Da die Bedeutung von “Konsequenz“ in der Regel nicht verstanden ist, werden Strafen als unangenehm, aber nicht als Folge von ungewolltem Verhalten verstanden. Eltern müssen sehr klar verständliche und zunächst enge Grenzen setzen, deren Einhaltung zu Erfolg und Anerkennung führt. Diskussionen sind möglichst zu vermeiden, weil alte Lösungsstrategien dadurch reaktiviert werden. Aber Eltern brauchen ebenso wie AD(H)S - Kinder und Jugendliche therapeutische Hilfe und Unterstützung bei der Überwindung der Problematik.

Unsere Therapie- / Beratungsangebote

Das Ziel einer AD(H)S -Beratung ist, den Betroffenen Instrumente an die Hand zu geben, mit denen sie lernen

  • die Aufmerksamkeit selbstständig auf etwas zu lenken und dort zu halten
  • Verzerrungen der äußeren Sinne (Seh-, Hör-, Gleichgewichts- und Zeitsinn) aufzulösen
  • eine den Umständen angemessene Energiesteuerung
  • ihren Ressourcen entsprechend kognitive Lernmethoden

Man kann diese Ziele durch passende, neue Lern- / Handlungsstrategien und mentale Techniken erreichen. Allerdings reicht es nicht, diese zu vermitteln und deren Wirksamkeit zu erklären. Die Voraussetzung für den Erfolg einer Beratung ist die Freiwilligkeit und das Ziel des Kindes / Jugendlichen, die gewünschten Veränderungen zu erreichen. In der Regel beginnt die Arbeit mit einem oder zwei je dreistündigen Arbeitsblöcken, um die neuen Techniken einzuführen. Bei schwerem AD(H)S, das häufig dann auch in Verbindung mit einer LRS oder Legasthenie auftritt, kann es sinnvoll sein, eine ganze Woche, Montag bis Freitag je sechs Stunden zu arbeiten, um mit einem “Neustart“ die alten Lösungen zu überwinden.

Jede neue Technik wird nur dann angenommen, wenn spürbar Erfolge eintreten - das muss geübt und angewendet werden. Berater und Klient arbeiten dabei in einem Zweierteam. Es braucht danach einen längeren, regelmäßigen Kontakt, um die neuen Techniken mehr und mehr in die eigene Lebenspraxis einzubauen und zu verinnerlichen.